Monthly Archives: Oktober 2012

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Jazztage 2013

Nürtinger Jazztage 2013

Zum Auftakt der Nürtinger Jazztage 2013

führt der coro am 23. Februar 2013, um 20 Uhr in der Nürtinger Johanneskirche

Duke Ellingtons „Sacred Concert“ auf.

Duke Ellington wird als der größte Komponist des Jazz bezeichnet. Er hat nicht nur 5000 Kompositionen hinterlassen, sondern vor allem die Entwicklung des Jazz in der Zeit seines Jahrhunderts bis zu seinem Tod 1974 wesentlich geprägt.

Die „Sacred Concerts“ betrachtete Duke Ellington als eine seiner wichtigsten Kompositionenund arbeitete die letzten Jahre seines Lebens daran. Duke Ellington schlägt mit diesem Werk die Brücke zwischen Jazz und Klassik, zwischen swingendem Big Band Sound und der Chor-Tradition europäischer Kirchenmusik.  Anlass für das erste „Sacred Concert“ war 1965 der Auftrag der Grace Cathedral in San Francisco, eine Musik zur Einweihung der neuen Kathedrale zu komponieren. Entstanden ist eine Verbindung von Jazz mit rezitativem Chorgesang und Gesangsoli. Sein „Second Sacred Concert“ wurde 1968 in New York uraufgeführt und sein drittes geistliches Konzert kam 1973 im Londoner Westminster Abbey zur Uraufführung.
Alle drei geistlichen Konzerte entstanden für Duke Ellingtons eigenes Orchester, hinzu kamen Vokalsolisten und Kirchenchöre der Aufführungsorte. Die hier präsentierte Fassung hat Duke Ellington kurz vor seinem Tod aus allen drei von ihm komponierten „Concerts of Sacred Music“ als endgültige Fassung zusammengestellt.
Mitwirkende:

Eva Mayerhofer (Sopran)

Verena Nübel (Alt)

Richard McCowen (Bariton)

Hazelle Kurig (Stepdance)

LE Bigband (Leitung: Albi Hefele)

coro per resistencia

Gesamtleitung: Felix Schuler-Meybier

Karten sind im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung, Am Obertor 15, in Nürtingen, Tel.: (07022) 94 64 – 150, bei Chormitgliedern und

per Mail unter karten@coro-nuertingen.de erhältlich.

Zu den Mitwirkenden:

Eva Mayerhofer (Sopran)
Eva Mayerhofer studierte Jazz-Gesang an der Swiss Jazz School in Bern (Schweiz) und an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Als gefragte Solistin war sie immer wieder mit unterschiedlichen Bands und Projekten in ganz DeutscEva Mayerhoferhland zu hören , u.a. als Gast bei der Big Band des Hessischen Rundfunks oder dem Frankfurt Jazz Trio. Konzertreisen führten die Sängerin auch nach Frankreich, Italien, Österreich, Luxemburg, Belgien, Holland, Rumänien und Südafrika.
Ihre Band mit dem deutschen Pianisten Rolf Zielke und dem türkischen Perkussionisten Mustafa Boztüy ließ 1995 mit einer damals noch ungewöhnlichen Mixtur aus Modern Jazz und orientalischer Musik aufhorchen. Mit diesem Trio, das Mayerhofers stilistische Flexibilität ebenso unterstrich wie ihre virtuose Vokalkunst, legte sie für sich den Grundstein für weitere Projekte, bei denen sie als Sängerin beteiligt war – wie beispielsweise beim kammermusikalischen Duo Anyone mit dem Gitarristen Hanno Giulini oder beim Electro-Jazz-Lounge-Projekt Sapporo Sound Motel des Gitarristen Christian Eckert. Prägend für Mayerhofers eigenes Songwriting wurde wiederum Antonio Carlos Jobim. Das Songbook dieses Pioniers der brasilianischen Bossa Nova faszinierte sie schon früh: mit seiner rhythmischen Präsenz, lyrischen Melodik und verschachtelten Harmonik. Eva Mayerhofer wirkte bei unterschiedlichen Rundfunk- und Fernsehproduktionen mit und hat mehrere CD´s veröffentlicht.
Mit ihrem aktuellen Jazz -Trio mit Musikern aus Köln präsentiert Eva Mayerhofer momentan ihre neue CD „Lofty Ground“ , wo sie mit eigenen Songs als Komponistin und Arrangeurin in Erscheinung tritt.

In die CD „Lofty Ground“ reinhören

Seit 2004 ist Eva Mayerhofer Dozentin für Jazz- und Popgesang an der Musikhochschule in Köln, und seit 2011 Gesangsdozentin an Dr. Hoch´s Konservatorium in Frankfurt am Main.

Verena Nübel (Alt)
Die junge Sängerin Verena Nübel studiert seit 2008 Jazzgesang an der Musikhochschule Stuttgart und ist als Sängerin in den verschiedensten Formationen im Raum Stuttgart tätig. Als Studiosängerin ist sie an zahlreichen CD-Produktionen beteiligt und tourte zuletzt durch die Arabischen Emirate.
Mit dem Verena Nübel Quartett gründete sie ihre eigene Formation, um neben ihren zahlreichen Engagements auch die eigenen musikalischen Ideen besser umsetzen zu können. Das Quartett zeichnet sich durch eine Mischung von Jazz-, Funk- und Soul-Elementen sowie eigenenKompositionen und Texten aus. Außerdem kommen Klassiker aus Rock und Pop in einem ungewohnt jazzig, groovigen Kontext zu neuen Ehren. Kurz nach der Gründung der Band 2009 erhielt sie hierfür den vom Lions Club Stuttgart gestifteten ’Young Lions Jazz Award’. Die Stuttgarter Nachrichten zeigten sich bereits äußerst angetan: „Die Stuttgarterin Verena Nübel, gerade mal 21Jahre jung, ist ein Rohdiamant, der an der Musikhochschule Stuttgart zurzeit geschliffen wird. (…) Verena hat Soul in der Stimme, und sie klingt ziemlich sexy, wenn sie Aretha Franklin oder Otis Redding singt. Ihre Bühnenpräsenz spürt das Publikum, ohne dass sie sich aufdrängen müsste. (…) Verena Nübels Perspektiven sind zweifellos vielversprechend. Man darf gespannt sein, was von ihrzu hören sein wird. Eine der besten Stimmen der Region hat sie jetzt schon.“ Die Sängerin Verena Nübel war 2006 bis 2008 Mitglied des Landesjazzorchesters Baden-Württemberg unter der Leitung von Prof. Bernd Konrad und ist Mitglied verschiedener Formationen im Raum Stuttgart. Derzeit studiert sie Jazz-Gesang bei Anika Köse an der Hochschule für Musik und Darstellenden Kunst in Stuttgart. Tourneen mit den unterschiedlichsten Besetzungen führten sie bereits ins nahe und ferne Ausland. 2009 gewann sie den ’Young Lions Jazz Award’.

Richard McCowen (Bariton)
Der in Kalifornien geborene Sänger hatte regelmäßig Engagements bei Opernproduktionen in Amerika, Europa, und Kanada, bevor er seine Liebe zum Musicals entdeckte. Zu seinem Opernrepertoire gehörten zahlreiche große Partien, so der Macduff in Guiseppe Verdis Macbeth, die Titelpartie in Verdis Otello, der Canio in Der Bajazzo von Ruggiero Leoncavallo und Siegmund in Richard Wagners Oper Die Walküre. Nach seinem Wechsel ins Musicalfach übernahm Richard McCowen schnell zahlreiche Rollen. Er war u.a. als Sportin Life in „Porgy and Bess“, als Audrey II in „Der Kleine Horrorladen“, als Geist der Gegenwart in „Scrooge“, als Bobby Franklin in „Taxi Taxi“, Jack Blackburn in der Uraufführung „Der Kampf des Jahrhunderts“ zu sehen. In der Berliner Production von „Dirty Dancing“ ist er als Featured Singer und Tito Suarez aufgetreten. In weiteren Rollen war er als Horse in “The Full Monty“, und President von Clarion Records in “The Blues Brothers“ zu sehen.  Zurzeit ist er wieder bei der Produktion „Dirty Dancing“, diesmal in Oberhausen, als Tito Suarez und Featured Singer zu sehen. Neben seine Arbeit als Darsteller ist er auch als Gesangsdozent tätig.

Hazelle Kurig (Steptanz)
Hazelle Kurig stammt aus Südafrika – dort begann sie ihre Laufbahn schon im Alter von fünf Jahren. Später ließ sie sich in Europa und USA bei namhaften Step-Größen wie Dianne Walker, Steve Condos, Buster Brown, und vor allem der legendären Brenda Bufalino weiterbilden. Die Uraufführung von Shosholoza, ihre „Ode to Afrika“  fand 2010 in der Liederhalle im Rahmen der Internationale Steptanzfestival TAP RELOADED statt. In der Stiftskirche Tübingen (Jazz & Klassiktage 2008) tanzte Hazelle als Solistin in Duke Ellingtons  Sacred Concert.
Projekte und Auftritte in diversen Ensembles in der JAZZ-TAP-Szene, u.a. Welturaufführung „Cantata and the Blues“ in dem 12-köpfigen ITDO (International Tap Dance Orchestra) unter Leitung von Brenda Bufalino. Ihre Vielseitigkeit drückt sich auch in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Duo-und Trio – Formationen, vor allem in der Jazz Szene aus. Als „Lulu & Robin“ mit Partner Gottfried Kress gehörten die beiden zu den besten Duos
in Deutschland. Als Künstlerin, Choreographin, und Lehrerin leitet Hazelle diverse Stepgruppen.
Seit 2007 Leiterin der erfolgreiche Rainbow Dance Factory in Tübingen Pfrondorf. Ihre als „Step Connection“ bekannte Truppe von begeisterten „Show Tappers“ treten seit über 14 Jahren auf.

LE-Bigband
Seit vielen Jahren bereichert die LE bigband unter ihrem musikalischen Leiter Albi Hefele die Jazzszene weit über den regionalen Rahmen hinaus. Das Ensemble spielte schon mit Jazz-Größen wie John Clayton, Peter Herbolzheimer oder Ack van Rooyen zusammen und ist heute „einer der führenden süddeutschen Bigbands“ (Frankfurter Rundschau).

Chorwochenende Duke Ellington

Mit einem Chorwochende hat der coro die heiße Phase der Probenarbeit für das Jazzkonzert mit Duke Ellingtons „Sacred Concert“ eingeläutet.

Unter der Leitung von Felix Schuler-Meybier wurde drei Tage lang intensiv an dem Duke-Ellington-Werk gefeilt. Unterstützt wurden wir an dem Wochenende von dem Pianisten Klaus Hügl, der auch bei unserem Konzert zur Eröffnung der Nürtinger Jazztage am Samstag, 23. Februar, um 20 Uhr in der Nürtinger Johanneskirche in der LE-Bigband Klavier spielt.

Klaus Hügl studierte er an der Musikhochschule Stuttgart Klavier bei Martha Bartles und Chorleitung bei Dieter Kurz. Anschließend hat er seinen Bachelor of Music and Masters of Music in Klavier bei Michael Gurt an der Louisiana State University in Baton Rouge (Louisiana), USA, abgeschlossen. 1998 bekam er den Doctor of Musical Arts in Kammermusik und Liedbegleitung bei Eckart Sellheim an der Arizona State University in Tempe (Arizona). Klaus Hügl war Korrepetitor beim Sewannee Summer Music Festival, der Arizona State University und der International Double Reed Convention. Seit 2001 lebt er wieder in Deutschland und arbeitet als Chorleiter und Pianist in den Bereichen Klassik und Jazz.

Nordlichter

Ein Chor als wütender Aufschrei

Von Günter Schmitt 

Der „coro per resistencia“ mit skandinavischer Chormusik in der Rudolf-Steiner-Schule – Guter Besuch

Unter dem Motto „Nordlichter“ präsentierte der „coro per resistencia“ am Sonntag in der Rudolf-Steiner-Schule in Nürtingen skandinavische Chormusik. Foto: Raisch

NÜRTINGEN. In kaum einem anderen Teil der Welt wird die Chormusik in einem Maße gepflegt wie in den baltischen und skandinavischen Ländern. Es wäre ein Wunder, wenn vor diesem Hintergrund nicht auch viel für den Chor geschrieben würde. Dass dies von vielen dort heimischen Komponisten auch als Aufforderung verstanden wird, zeigte am Sonntag in der Rudolf-Steiner-Schule der „coro per resistencia“ mit einem Abend skandinavischer Chormusik. Für ein doch recht spezielles Programm war das Konzert überraschend gut besucht.

Gleich elf Komponisten von Chormusik erfuhren die Ehre einer Aufführung. Im Großen und Ganzen bieten die Chöre eine in Stil und Duktus gebändigtes Musizieren, aber es gibt Ausnahmen. Eine der Ausnahmen bildete „Warning to the Rich“ von Thomas Jennefelt. Der Chor ist ein einziger wütender Aufschrei gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt. Hier konnte der „coro“ die ganze Bandbreite seiner Möglichkeiten ausspielen, und er tat es mit Vehemenz.

Der große Strom melodischer Klangbündel erfährt gehauchte und gesprochene Einwürfe in anschwellender Lautstärke bis hin zum empörten Aufschrei. Dissonanzen sind hier keine Verzierung, sondern notwendiger Ausdruck.

Die Komposition, der auch Worte aus der Bibel zugrunde liegen, war schon bei der ersten Aufführung ein Erfolg. Das alle Register moderner Chormusik ziehende Stück erinnert in seiner Wucht an das „Barrabam“-Geschrei in der Johannespassion von Bach.

Der Thomaskantor fehlte denn auch nicht im Wechselbad des vielfältigen Programms. In „Immortal Bach“ bringt der Komponist Knut Nystedt die Kunst der Variation in Erinnerung. Ausgehend von Bachs Choral „Komm süßer Tod“ zeigt er, was sich in einer solchen Melodie an Entwicklungsmöglichkeiten verbirgt. Der „coro“ dringt tief in die verschatteten Klänge dieser Seelenspiegelbilder eines Komponisten ein, dem das Dunkel des Menschseins nicht unbekannt war.

Es ist ein ästhetisches Ereignis, wie es nicht jeden Tag zu hören ist, wenn aus der Klangwolke eine einzelne Stimme bricht und ein eigenes Leben entwickelt, nur aber, um vom Gesamtchor wieder aufgenommen zu werden und im zartesten Anhauch zu verklingen.

Dirigent Felix Schuler-Meybier leitete den Chor wie in einem Selbstgespräch, lyrisch verinnerlicht, wenn es geboten war, und dramatisch nach außen gekehrt, wenn die Partitur es verlangte. Nichts wurde in zwanghaftem Verdeutlichungsdrang überzeichnet, nicht die Tempi und nicht die Lautstärke, nicht die Betonung und nicht die Melodiegestaltung. Souveränität wurde noch in der Engführung der melodischen Linie an den Tag gelegt.

Die Chormusik aus dem Norden, hierzulande selten zu hören, ist reich an plastischen Melodien. Interessanterweise zeigt sie, dass auch Motive Karriere machen können. Die wohl überraschendste Karriere machte das Hauptmotiv eines schwedischen Volksliedes. Als Friedrich Smetana Kapellmeister an der Königlichen Oper in Stockholm war, lernte er ein Volkslied kennen, dessen geschmeidig ansteigende melodische Figur ihn sofort gefangen nahm. Wieder zurück in seiner Heimat, machte er es zum Hauptmotiv seiner „Moldau“, einer Verarbeitung von so poetischer Schönheit, dass sie sogar in die israelische Nationalhymne einging.

Für allfällige Kontraste sorgte Johannes Zimmermann am Flügel. So spielte er die Herbstmusik aus den „Jahreszeiten“ von dem in Riga lebenden Peteris Vasks. Es ist eine herbe Musik voller obertonreicher Farbspiele. Massive Akkorde wechseln mit silbrig sich kräuselnden Klängen der Spätromantik. Trotz manch kühner Harmonie verliert der Komponist zu keinem Zeitpunkt den Zuhörer aus den Augen. Von Edvard Grieg spielte Zimmermann drei Kompositionen aus den „Lyrischen Stücken“. Er gab den unverwechselbaren Lyrismen wie der Tonmalerei des großen Norwegers die ganze Süße romantischen Musizierens. Er brachte die Töne zum Leuchten und ließ sie in den schnellen Läufen schwerelos in fließende Linien münden.

Im Verlauf des Abends gab es eine Fülle schöner Kleinigkeiten zu bewundern: zart verlöschende Schlussakkorde, beeindruckend aufgebaute Crescendi oder genau ausgepinselte Pianostellen. Eine ganze Klanglandschaft wurde ausgehorcht. Sie ist so vielfältig und gegensätzlich wie die Natur jener Länder im Norden, aus denen diese klangvolle Musik kommt. Lautstarker Applaus; Blumen für den Dirigenten und den Pianisten, dann noch zwei Zugaben.

Nürtinger Zeitung vom 23. Oktober 2012