coro per resistencia

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Die Konferenz der Vögel

Uraufführung der Parabel „Die Konferenz der Vögel“ (nach Farid ud-Din Attar) in Musik
für Mezzo-Sopran, Sprecher, gemischten Chor und Instrumentalensemble am 6. Mai in der Nürtinger Rudolf-Steiner-Schule

Die Parabel der „Konferenz der Vögel“ des persischen Dichters Farid ud-Din Attar bildet die Textgrundlage für eine neue Komposition der Plochinger Musikerin Marie-Valérie Track, die der coro per resistencia im Mai 2023 erstmals erklingen lässt. Es handelt sich um eine Auftragskomposition des Nürtinger  Chors.

Attar erzählt, wie sich eine große Schar Vögel versammelt und anschließend auf eine lange beschwerliche Reise begibt, um dem Vogelkönig Simorgh zu begegnen. Am Ende bleiben noch 30 Vögel übrig, die den gesuchten Simorgh (im Wortsinn „Dreißigvogel“) in sich selbst erkennen. Damit wird ein urdemokratisches Thema umrissen. Die Komposition vereint neben klassisch europäischen Instrumenten auch Instrumente des persischen Kulturraums wie Santur (Hackbrett) und Rubab (persische Laute). Ferner ergeben sich durch Hinzunahme weiterer Texte von Matthias Claudius, Johann Gottfried Herder und Chahla Chafiq vielfältige Bezüge sowohl zwischen Orient und Okzident als auch zwischen gestern und heute.

Der coro per resistencia tritt seit über 30 Jahren mit einem breiten, musikalisch unkonventionellen Repertoire auf und verbindet immer wieder musikalische und gesellschaftspolitische Aspekte. Dazu gehören explizit Chorwerke von Komponistinnen.

 

 

Mitwirkende:
Isabelle Demey, Sprecherin
Truike van der Poel, Mezzosopran
coro per resistencia
ensemble flessibile mit Bernd Geisler (Rhubab und Gitarre), Kiiomars Musayyebi (Santur), Viola Tränkle-Gradner (Flöte), Monika Böhm (Violine), Rebekka Irion (Bratsche),  Albrecht Meinke (Percussion) und weiteren Musikern.

Leitung: Fabian Wöhrle

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Karten 20 €, ermäßigt 13 €

Reservierung: auf www.coro-nuertingen.de oder Mail an karten@coro-nuertingen.de
VVK Nürtingen: Stadtbüro Nürtinger Zeitung, Am Obertor 15, Tel. 07022 / 9464-150
VVK Tübingen: Tourist & Ticket-Center. An der Neckarbrücke 1, Tel. 07071 / 91 36-0

Sensationelle Aufführung eines Meisterwerks

Konzert: Der Nürtinger Chor „coro per resistencia“ befreit sich mit einer fulminanten Darbietung des „Canto General“ von den Fesseln der Corona-Zwangspause und wird vor ausverkauftem Haus gefeiert.

Hans-Günther Driess

NÜRTINGEN. Eine sensationelle Wiederauferstehung nach der langen Corona-Zwangs-Pause haben sie hingelegt, die Sängerinnen und Sänger des „coro per resistencia“, die Altistin Jeschi Paul, der Bariton Fernando Dias Costa und das 16-köpfige Orchester unter Leitung von Fabian Wöhrle. Beifallsstürme brandeten immer wieder mitten in den Gesängen auf und am Ende wollten die begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer die Agierenden nicht mehr von der Bühne lassen.

Sehnsucht nach Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit

Brodelnde Urwaldatmosphäre und der Befreiungsschrei der Revolution vereinigen sich in der Poesie des „Canto General“ des großen chilenischen Dichters und Nobelpreisträgers Pablo Neruda (1904 bis 1973), den der bekannteste griechische Komponist Mikis Theodorakis (1925 bis 2021) in den 1970er-Jahren ausschnittsweise vertont hat. Sowohl der Dichter als auch der Komponist haben in ihren Heimatländern Chile und Griechenland politische Unterdrückung und persönliches Leid erlebt. Deswegen spiegelt ihr gemeinsames Meisterwerk, das Oratorium „Canto General“, auf authentische Weise durch den Inhalt der bildreichen Sprache und die leidenschaftlichen musikalischen Klänge in künstlerischer Form die Sehnsucht des Menschen nach Freiheit, Menschlichkeit und Gerechtigkeit wider.

Im Konzert erklangen acht der insgesamt zwölf vertonten Neruda-Gedichte, die die leidvolle Geschichte Amerikas und die großartige Natur des Kontinents widerspiegeln. Letztere wird im Eingangsstück „Algunas bestias“ (Einige Tiere) mit mächtigen Akkordschichtungen im Fortissimo kraftvoll und intensiv in Szene gesetzt. Der Chor besticht durch Ausgewogenheit der Stimmregister, reine Intonation und deutliche Artikulation, wobei das Spanisch wie selbstverständlich über die Lippen kommt. Die eruptive Musik wirkt im schnellen Teil wie ein Aufbäumen der Naturgewalten gegen Ungerechtigkeit und im zweiten Teil scheint die Welt in permanent wiederholten Tonfolgen und rhythmischen Patterns geradezu aus den Fugen zu geraten. Jeschi Paul brilliert mit ihrer ausdrucksstarken warmen Altstimme und gibt den Inhalt der Dichtung im dramatischen Wechselgesang mit dem Chor eindrucksvoll wieder.

Dirigent Fabian Wöhrle beherrscht souverän die anspruchsvolle Partitur mit ihren häufigen Taktwechseln im Duktus griechischer Tanzrhythmen. Aus seinen Händen strömt Sicherheit ins Ensemble, er strahlt Ruhe aus, gibt prägnante Einsätze und zeigt ein feines Gespür für Ausdruck und angemessene Tempi. Welch ein Glücksfall für diese Aufführung ist das mit Studierenden und Berufsmusikern aus dem süddeutschen Raum besetzte Orchester. Die beiden Pianistinnen, sechs Schlagzeuger und Schlagzeugerinnen, drei Flöten, drei Gitarren und der E-Bass sorgen für einen farbigen Klanggrund und verleihen der Aufführung in zahlreichen Instrumental-Soli Glanzpunkte. Hervorragend fungiert die Tontechnik, die in Bezug auf Balance zwischen Chor, Solistin, Solist und Instrumenten keine Wünsche offenlässt.

Mit den vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten seiner großartigen sauber intonierten Stimme zieht der Bariton Fernando Dias Costa das Publikum in seinen Bann. In „América insurrecta“ (Aufständisches Amerika) zeigt er eindrucksvoll sein Mitgefühl mit den unterdrückten Inkas, gleichermaßen seine Wut auf die spanischen Eroberer, und seine sonore Stimme begeistert nicht zuletzt mit angenehmem Timbre in der tiefen Lage. Herrlich ertönt sein ergreifender von religiöser Innigkeit gespeister Gesang in „Voy a vivir“ („Ich will leben“). Der Chor gefällt hier mit choralartigem Gesang, der seine Wurzeln in den byzantinischen und griechisch-orthodoxen Kirchenliedern nicht verbergen kann, die Theodorakis schon als Kind bei Gottesdienstbesuchen in seiner Heimat auf der Insel Chios in sich aufgesogen und später verarbeitet hat.

Ihre Vielseitigkeit stellt die Sängerin Jeschi Paul unter Beweis in „Vegetaciones“ (Die Pflanzen), „Vienen los pajaros“ (Die Vögel erscheinen) und „Los Libertadores“ (Die Befreier). Mit sauberen Tönen und angenehmem Timbre meistert sie den tiefen und mittleren Tonbereich dieser Lieder und wechselt von energisch-ernsten Passagen in Bereiche voll zarter Empfindung.

Im Schlusslied „Los Libertadores“ lassen die Choristen nochmals ihre Befreiung spüren. Locker, aber konzentriert, spielt sich das Schlagwerk in einen Spielrausch und der Dirigent hält die Fäden zusammen, um wie ein Dramaturg die Schlusssteigerung herbeizuführen.

NÜRTINGER ZEITUNG v. 26. Juli 2022

 

 

Mikis Theodorakis: Canto General

Zum Gedenken an den griechischen Komponisten Mikis Theodorakis, der im September 2021 im Alter von 96 Jahren gestorben ist, führt der coro per resistencia am heutigen Sonntag um 20 Uhr in der Nürtinger Rudolf-Steiner-Schule dessen Oratorium „Canto General“ nach Texten von Pablo Neruda auf. Karten sind an der Abendkasse ab 19 Uhr erhältlich.

Die Geschichte des Chores ist sehr eng mit der Musik von Mikis Theodorakis verbunden. Immer wieder hat der coro Werke des griechischen Musikers einstudiert, unter anderem das Volksoratorium „Axion esti“, die Liedzyklus „Mauthausen“ oder eben den mitreißenden „Canto General“. Anlässlich des Todes von Mikis Theodorakis hat der coro per resistencia sein Programm umgestellt und wird am heutigen Sonntag, 24. Juli, um 20 Uhr, in der Nürtinger Rudolf-Steiner-Schule den Canto aufführen.

Pablo Neruda und Mikis Theodorakis gehören zweifelsohne zu den herausragenden Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Beide haben sich immer als politische Künstler begriffen und sich ganz entschieden gegen die Unterdrückung und Ausbeutung der Menschen zur Wehr gesetzt. Pablo Neruda (1904-1973) wurde 1971 mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet, Mikis Theodorakis ist in 1999 für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagen worden.

Der „Canto General“ ist das Hauptwerk des Dichters Pablo Neruda. In den zwischen 1938 und 1950 entstandenen Gedichten werden die Ursprünge und die Geschichte Amerikas, seiner Natur und seiner Völker besungen. In der Vertonung durch Mikis Theodorakis ist ein gewaltiges Oratorium entstanden, in dem der Komponist die Gesänge der Inka, die Lieder der Anden und die Rhythmen der Tropen mit der Klangwelt der Griechen verbindet zu einem Werk, das zu den kraftvollsten und intensivsten gehört, die er je geschrieben hat.

Solisten sind die Altistin Jeschi Paul und der Bariton Fernando Dias Costa.

Nach ihrer Gesangsausbildung ist die Mezzosopranistin Jeschi Paul unter anderem als Sängerin der Deutschrock-Gruppe Ryff, als Frontfrau der Bossa-nova-Band Ipanema Beach Hotel und Mitglied des A-cappella-Ensembles Pepper & Salt in Erscheinung getreten. Überdies hat sie in zahlreichen klassischen Konzerten und Messen mitgewirkt – unter anderem bei Aufführungen des „Canto General“. Sie ist zudem Chorleiterin des Stuttgarter Frauenchors „Fortissimas“ und arbeitet als Musikpädagogin.

Der Bariton Fernando Dias Costa, geboren 1958 in Nampula/Mosambik, wuchs in Portugal auf. Zwischen 1974 und 1977 war er Mitglied und Sänger unterschiedlicher Musikformationen im Bereich der traditionellen portugiesischen und lateinamerikanischen Musik. Zusammen mit Roberto Deimel gründete er 1982 das Ensemble Grupo Sal. Gleichzeitig genoss er eine Gesangsausbildung in Tübingen und Stuttgart. Seit mehr als 30 Jahren steht er in verschiedenen Formationen auf der Bühne. Unter seiner künstlerischen Leitung entstanden alle CDs von Grupo Sal.

Das Orchester ist mit Berufsmusikern aus dem süddeutschen Raum besetzt.

Die Gesamtleitung hat Fabian Wöhrle.

Der Vorverkauf ist beendet. Karten sind nur noch ab 19 Uhr an der Abendkasse erhältlich.

Mitgliederversammlung online

Die Mitgliederversammlung des coro per resistencia e.V. findet in diesem Jahr am Montag, 20. Dezember, um 20 Uhr online statt.

Zur Onlineabstimmung

Corona: Vorerst keine Proben

Aufgrund der aktuellen Entwicklung in der Corona-Pandemie finden bis auf Weiteres keine Proben des coro per resistencia statt.

„Wos jiddisch is gewen“

Nach der Corona-Zwangspause konnte der coro im Sommer die Probenarbeit wieder aufnehmen und sich an die Vorbereitung auf die  im vergangenen Jahr aufgrund des Lockdowns abgesagten Konzerte mit der Klezmer-Gruppe „Jontef“ machen. Gemeinsam mit Jontef tritt der Chor am am Samstag, 13. November, in Stuttgart-Rohr und am Sonntag, 14. November, bei den Metzinger Friedenswochen auf.

Die Geschichte des jüdischen Volkes ist durch die Jahrhunderte hinweg von Verfolgung und Umsiedelung geprägt. Das dadurch geprägte Lebensgefühl lebt in leidenschaftlichen Liedern fort, spiegelt sich in so quicklebendiger wie klagender Klezmermusik und mischt sich in die Klänge der Welt.

Chorarrangements von „Bei mir bist Du schejn“ oder „Dona, dona“, unbekannte Kompositionen u.a. vom „verfemten“ Opfer des Nationalsozialismus, Victor Ullmann, sowie virtuose  Klezmermusik bringt Ihnen der coro per resistencia live zu Gehör, am Klavier begleitet von Claudia Großekathöfer, unter Leitung von Fabian Wöhrle und von der Klezmerband Jontef genial ergänzt. Der Chor aus Nürtingen tritt seit über 30 Jahren mit einem breiten, musikalisch unkonventionellen Repertoire auf und verbindet immer wieder musikalische und gesellschaftspolitische Aspekte. Diese stehen auch bei Jontef, dem Klezmer-Quartett aus Tübingen um den Sänger und Schauspieler Michael Chaim Langer, vorne an: Die Liebeserklärung an die untergegangene Welt der Schtetl, voller Songs und gewitzter Anekdoten, ist gleichzeitig Anklage und Warnung. Musik, in der Wehmut und Ausgelassenheit eine einzigartige Verbindung eingehen.

Das Konzert in Stuttgart-Rohr beginnt am Samstag, 13. November, um 19 Uhr in der Laurentiuskirche (Reinbeckstraße 8). Einlass ist ab 18 Uhr. Der Erlös dieses Konzertes geht an den Stuttgarter VEREIN URS e. V. und kommt damit der Kinder- und Jugendhilfe in Rumänien zugute.

 

 

Das Konzert in Metzingen findet zum Abschluss der Metzinger Friedenswochen am Sonntag, 14. November, um 19 Uhr in der Metzinger Martinskirche statt. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Eintritt 18/12 Euro, Vorverkauf: Naturkostladen Löwenzahn Metzingen, Schloßstraße 20.

Die Konzerte findet selbstverständlich unter Einhaltung der aktuellen Vorschriften der Corona-Verordnung statt.

 

Der coro per resistencia begeisterte beim Benefizkonzert in der Nürtinger Lutherkirche

Gut eingespieltes Team: Chorleiter Fabian Wöhrle und der coro per resistencia Foto: Kern
Gut eingespieltes Team: Chorleiter Fabian Wöhrle und der coro per resistencia Foto: Kern

NÜRTINGEN. Über 200 Besucherinnen und Besucher kamen zum Benefizkonzert des coro per resistencia mit Weihnachtsliedern aus aller Welt, das letzten Samstag in der Lutherkirche stattfand. Thema und Anlass waren ein Magnet: Carols zugunsten des Kindertagesheims Casa del Sol, das dem Sozialzentrum in Margarita Belén angegliedert ist, einem Dorf in der Nähe der Stadt Resistencia in der Provinz Chaco im Norden Argentiniens, einer der ärmsten Regionen des Landes. In einem kontrast- und abwechslungsreichen Programm unter der Leitung von Fabian Wöhrle wurde die froh machende Botschaft von der Geburt des göttlichen Kindes besungen – ein großer Spannungsbogen im Liedgut unterschiedlicher Völker in zeitgenössischen Chorsätzen.

Abwechslungsreiche Reise durch die Weihnachtsliederlandschaft

Die Reise durch die Weihnachtsliederlandschaft begann in Schweden, ging über Frankreich, Russland, Kanada, Venezuela, Großbritannien, Guinea, USA, Slowakei, Korea und endete in Peru. Geografisch ein Zickzackkurs, inhaltlich jedoch stringent zusammengestellt: vom strahlenden Weihnachten („Jul, jul strålande jul“), an dem das göttliche Kind geboren wird („Il est né, le divin Enfant“), in der Heiligen Nacht, in der Gott Mensch geworden ist („Eta notsch swjataja“), während des kalten Wintermonds („Huron Carol“), in dem am Himmel der Stern zu sehen ist, Musik erklingt und die Hirten sich beeilen sollen, um das Kind anzubeten („Corramos, corramos“), mitten im kalten Winter, und der Mensch sich fragt, was er Gott, der in Menschengestalt geboren sei, geben könnte („In the bleak midwinter“), in dem ein Stern den Weg dorthin weist, wo Christ geboren ist („Kiris Bara Bari“), in der die Hirten aufstehen sollen „Rise up shepherd“, in der ein Wiegenlied erklingt („Búvaj, Diet’a krásne“), zu klangvollen Weihnachtsglocken („Tan il dschong“) bis hin zu den Drei Königen, Gaspar, Melchior und Baltasar, die am Ende des Abends unter „Burum, burum, bum, bum, Ha!“ Geschenke bringen („Festejo de Navidad“).

Fabian Wöhrle, seit 2015 Leiter des coro per resistencia, hatte die Chorsätze nicht nur inhaltlich stimmig aneinandergefügt, sondern – im Programm durch Sternchen markiert – daraus eine groß angelegte sechssätzige Gesamtkomposition gemacht. Sie war geprägt von den unterschiedlichen Mentalitäten und Stimmungsgehalten der Lieder. Der zweite, vierte und fünfte Satz waren jeweils rein instrumental in der Besetzung für Saxofon (Anne Siebrasse, Sopran- und Altsaxofon) und Orgel (Fabian Wöhrle). Meditative Phasen.

Klangprächtig musizierten Siebrasse und Wöhrle zwei Sätze aus dem Concerto in c-Moll für Oboe, Streicher und Basso continuo von Benedetto Marcello (1686–1739) in einer Fassung für Saxofon und Orgel, die Siebrasse in leuchtender, klarer Farbigkeit ausspielte. Sie brachten die Himmelshelligkeit in „Brightness“ des amerikanischen Komponisten und Organisten Carson Cooman (geboren 1982) zum Strahlen, Freude und Fröhlichkeit in der „Humoreske“ aus dem Duo für Altsaxofon und Orgel (1994) des kanadischen Organisten und Komponisten Denis Bédard (geboren 1950) zum Ausdruck. Sensible Registrierung, lebendiges, ausdrucksvolles Spiel, Herausarbeiten der jeweiligen Struktur durch Siebrasse und Wöhrle. Kleine Kostbarkeiten.

Ein weiterer bereichernder Kunstgriff waren die kleinen Saxofonzwischenspiele, miniaturartige Kompositionen; Wöhrle hat sie für dieses Konzert geschrieben. Sie nahmen die Stimmung des je vorangehenden Liedes auf und leiteten zum nächsten über – musikalische Pausen für die Zuhörenden.

Der coro per resistencia, der seine Gründung einer Konzertreihe des Nürtinger Max-Planck-Gymnasiums zugunsten des Sozialzentrums Margarita Belén verdankt, trat 1981 zum ersten Mal auf. Er hat sich inzwischen im Nürtinger Konzertleben einen Namen gemacht. Ihm gelang wieder die Interpretation des je Besonderen und Charakteristischen der Weihnachtslieder. Stimmlich präsent, homogen im Klang, begeisterte er die Besucher. Die schmale Besetzung der Männerstimmen, sechs Bässe, zwei Tenöre, verstärkt durch eine Tenorette, tat dem Gesamtklang des Chores keinerlei Abbruch.

Stimmungsgehalte sensibel zum Ausdruck gebracht

Der zeigte gleich mit dem ersten Chor a cappella – „Jul, jul, strålande jul“ –, wie sensibel er Stimmungsgehalte zum Ausdruck bringen kann. Wohltuend zurückgenommen und ohne Pathos das „Eta notsch swjataja“, ein ruhig-ausschwingender Chorsatz mit einem schwebenden Sopranpart. Rhythmische Präsenz bei „Corramos, corramos“ oder bei „Kiris Bara Bari“. Den romantischen, subjektbezogenen Zug „In the bleak midwinter“ arbeitete der Chor deutlich heraus. Swingend das afroamerikanische Spiritual „Rise up shepherd“ und getragen das „Búvaj, Diet’a krásne“ mit seiner eingängigen Weihnachtswiegenliedmelodie zu Beginn des sechsten, letzten Satzes des Konzerts.

Dieser sollte sich nicht zu einem bombastischen Schluss steigern, sondern „abebben“ (Wöhrle), dem Ausschwingen von Glocken vergleichbar, wie sie sehr plastisch im präzise artikulierten „Tan il dschong“ gestaltet wurden. In lichtem C-Dur schloss das nachhaltige Konzert mit „Festejo de Navidad“, dessen temperamentvoll gesungenes „Burum, burum, bum bum. Ha!“ noch mindestens bis zum Dreikönigstag nachhallen wird.

Reicher, verdienter Beifall für alle Ausführenden. Als sinnreiche Dreingabe das Lied von den eilenden Hirten „Corramos, corramos!“. Eine kleine Anmerkung noch: Um Inhalt und Gehalt der Carols tiefer zu verstehen, wäre die deutsche Übertragung der Texte im Programmblatt erhellend gewesen.

Helmuth Kern

NÜRTINGER ZEITUNG v. 10.12.2019

2300 Euro für das Kinderheim Casa del Sol

Voll besetzt waren die Kirchen in Nürtingen und Esslingen bei den Weihnachtskonzerten des coro per resistencia. Dank der großen Spendenbereitschaft der Besucher konnten am Ende 2.329,49 Euro für das Sozialzentrum Margarita Belén übergeben werden. Das Geld kommt dem Kinder­tagesheim Casa del Sol in Margarita Belén zugute, wo dringend in Mobiliar und Spiel- und Bastelmaterial investiert werden muss.

Weihnachtliche Benefizkonzerte für das Sozialzentrum in Resistencia

Carols aus aller Welt singt der coro per resistencia am Samstag, 7. Dezember um 19 Uhr in der Lutherkirche Nürtingen sowie am 2. Adventssonntag, 8. Dezember um 17 Uhr in der Kirche St. Maria in Esslingen-Berkheim. Unter der Leitung von Fabian Wöhrle erklingen bekannte und unbekannte Weihnachtslieder aus Schwe­den, Frankreich, Russland, Kanada, Venezuela, Großbritannien, Guinea, den USA, der Slowakei, Korea und Peru in teils traditionellen aber auch pfiffigen neuen Arrangements. Die junge Saxophonistin Anne Siebrasse wird zwischen den einzelnen Liedern überleiten und einige Solostücke beisteuern.

Der coro per resistencia verdankt seine Gründung einer Konzertreihe des Nür­tinger Max-Planck-Gymnasiums zugunsten eines Sozialzentrums nahe der Stadt Resistencia im Norden Argentiniens. 1981 trat der Chor im Rahmen eines solchen Konzer­tes erstmals auf, weitere Benefizkonzerte „per resistencia“ folgten – und geben dem seit damals mit klassischem wie vor allem auch ungewöhnlichem Reper­toire erfolgreichen Chor bis heute den Namen. Und bis heute kann das Sozialzentrum Margarita Belén seine Arbeit nur dank finanzieller Unterstützung und persönlicher Patenschaften weiterführen. Darum ist es dem Chor ein großes Anliegen, erneut dafür zu konzertieren.

Der Erlös der Benefizkonzerte wird der Ausstattung des angegliederten Kinder­tagesheims Casa del Sol dienen, in die über Jahre nichts mehr investiert werden konnte. Einiges Mobiliar ist marode, Spiel- und Bastelmaterial und ein paar ein­fache Rhythmusinstrumente stehen auf der Wunschliste. Die Förderung der Kinder und Jugendlichen steht nicht nur an Weihnachten an erster Stelle.

In Esslingen-Berkheim folgt im Anschluss an das Konzert ein persönlicher Be­richt zum Sozialzentrum Margarita Belén von Petra Heymann, Ammer­buch. Das Konzertpublikum ist dazu herzlich eingeladen.

7.12.2019, 19 Uhr: Evang. Lutherkirche, Jakobstraße 17, Nürtingen

8.12.2019, 17 Uhr: Kath. Kirche St. Maria, Christian-Knayer-Straße 10, Esslingen-Berkheim

Der Eintritt ist frei – Um Spenden wird herzlich gebeten.

Weitere Konzerte mit Jontef

Nach dem großen Erfolg im Frühjahr 2017 gibt es im Mai drei weitere Konzerte mit der Klezmer-Gruppe „Jontef“ und dem gemeinsamen Programm „Wos jiddisch is gewen“. Der Vorverkauf für diese Konzerte hat begonnen.
Zur Kartenreservierung.

Neuffen
Fr., 24. Mai 2019, 20 Uhr
Martinskirche, Kirchplatz

Esslingen
Sa., 25. Mai 2019, 20 Uhr
Südkirche, Spitalsteige 3

Stuttgart
So., 26. Mai 2019, 20 Uhr
Matthäuskirche, Erwin-Schoettle-Platz

Karten zu 16 (ermäßigt 10 €)

Vorverkauf:
Neuffen: Klaus Heimgärtner, Paulusstraße 9, Telefon 07025 57 02
Esslingen: Provinzbuch, Küferstraße 9, Telefon 0711 35 2738
Stuttgart: Buch im Süden, Böblinger Str. 151, Telefon 0711 649 38 52
Bestellung per E-Mail:
karten@coro-nuertingen.de

Die Geschichte des jüdischen Volkes ist durch die Jahrhunderte hinweg von Verfolgung und Umsiedelung geprägt. Das dadurch geprägte Lebensgefühl lebt in leidenschaftlichen Liedern fort, spiegelt sich in so quicklebendiger wie klagender Klezmermusik und mischt sich in die Klänge der Welt. Mit Chorarrangements von „Bei mir bist Du sheijn“ oder „Dona, dona“, mit unbekannten hebräischen und sephardischen Liedern, z.B. von Paul Ben-Haim, sowie mit fabelhaft interpretiertem jiddischem Klezmer spüren der „coro per resistencia“ und „Jontef“ der untergegangen jiddischen Kultur und ihren Überlebenswegen nach. Der coro per resistencia aus Nürtingen tritt seit über 30 Jahren mit einem musikalisch unkonventionellen Repertoire auf, vom klassischen a-cappella-Chor­gesang, über groß besetzte Chorwerke auch aus dem Bereich der Kirchenmusik, bis hin zu Jazz und Oper. Seit 2015 arbeitet der coro per resistencia mit Fabian Wöhrle und verbindet immer wieder musikalische und gesellschafts­politische Aspekte.

Diese stehen auch bei Jontef, dem erfolgreichen Klezmer-Quartett aus Tübingen um den in Israel geborenen Sänger und Schauspieler Michael Chaim Langer, vorne an: die Liebeserklärung an die untergegangene Welt der Stetl, voller Songs und gewitzter Anekdoten, ist gleichzeitig bittere Anklage und Warnung. Die musikalische Intensität steht dem in nichts nach: Die von Joachim Günther  brillant gespielte Klarinette und das temperamentvolle Akkordeon, Wolfram Ströles virtuose Violine, der humorige Kontrabass von Peter Falk. Musik, in der Wehmut und Ausgelassenheit eine einzigartige Verbindung eingehen.