Seit Februar ist unser Chorleiter Felix Meybier neuer Chordirektor des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Er hat die Leitung des Chores des Staatstheaters am Gärtnerplatz am 1. Februar von seinem Vorgänger Jörn Hinnerk Andresen übernommen, der an die Semperoper Dresden wechselt. Wir gratulieren Felix Meybier natürlich ganz herzlich zu diesem Erfolg, leider ist damit aber der Abschied von unserem Chorleiter verbunden. Die neue Aufgabe als Chordirektor und Kapellmeister erlaubt es ihm leider nicht mehr, regelmäßig von München nach Nürtingen zu den Proben zu fahren. Bei der Mitgliederversammlung hieß es deshalb vor einigen Tagen, Abschied zu nehmen und Dank zu sagen für knapp fünf überaus erfolgreiche gemeinsame Jahre.
Felix Meybier verabschiedet
Gilgamesch NZ
Nürtinger Zeitung v. 9. Febr. 2015
In der Urzeit des menschlichen Bewusstseins
Der Nürtinger Chor „coro per resistencia“ heimste für die Aufführung des Oratoriums „Das Gilgamesch-Epos“ mit seinen Partnern minutenlang Applaus ein
Von Heinz Böhler
NÜRTINGEN. Es steht nicht obenan auf den Spielplänen der großen Musikhäuser dieser Welt. Vielleicht hat sich eben darum, zumindest aber trotzdem, der Nürtinger Chor „coro per resistencia“ des dreiteiligen Oratoriums „Das Gilgamesch-Epos“ von Bohuslav Martinů angenommen.
Da sich Chorleiter Felix Schuler-Meybier ebenso wie seine Mitstreiter darüber im Klaren war, dass ein solches Projekt für das Nürtinger Gesangensemble nicht allein zu stemmen gewesen wäre, tat man sich für die Aufführung am vergangenen Samstag in der bis auf den letzten Platz besetzten Nürtinger Johanneskirche mit dem Münchner Regenbogenchor und der Munich International Choral Society sowie den Musikern des Stuttgarter Orchesters Musica Viva zusammen.
Musica Viva, ebenfalls unter Schuler-Meybiers Leitung, bereiteten die Zuhörer mit der „Unanswered Question“ von Charles Ives und dem „Adagietto“ aus Gustav Mahlers fünfter Symphonie auf die mythisch-bewegte Stimmung des darauf folgenden Zeitsprungs in die Urzeit menschlichen Bewusstseins vor. Als Solisten konnten die Sopranistin Fanie Antonelou, Johannes Kaleschke (Tenor), Johannes Mooser (Bariton) und Bassist Jens Paulus gewonnen werden.
Als Wiege der Menschheit gilt das Gebiet um Euphrat und Tigris, das fruchtbare Zweistromland im heutigen Irak, wo vor 5000 Jahren die Mauern der Stadt Uruk der angrenzenden Wildnis trotzten. Um deren angeblichen Erbauer Gilgamesch ranken sich Mythen, die vor Zeiten einer, der die sumerische Keilschrift beherrschte, zu jenem Epos zusammenfasste, das heute als „Gilgamesch-Epos“ eines der ersten schriftlichen Zeugnisse der Menschheitsgeschichte darstellt.
Gilgamesch, Beherrscher der Stadt, droht übermütig zu werden. Deshalb stellt ihm die Göttin ein Wesen entgegen, von ihr selbst aus Lehm geformt, Leben eingehaucht in einsamer Öde: Enkidu! „Nicht kennt er Menschen noch Land. Mit den Gazellen pflegt er im Garten zu weiden.“ Eine Frau lässt ihn die Unschuld verlieren, das Paradies (die Herde) mit der Zivilisation vertauschen, nachdem sich die Gewalten – Gilgamesch und Enkidu – im Kampf die Waage hielten und Freundschaft schlossen.
Neben dem Chor (das Volk und Kommentator des Geschehens) vertritt als Erzähler Johannes Hitzelberger die Position des über den Dingen sich bewegenden Autors. Johannes Moosers Bariton verleiht den von Gilgamesch ausgestandenen Gefühlen und Ängsten die gebotene Fülle, und Fanie Antonelous Sopran verleiht den Verlockungen des Weibes an der Quelle und der Zivilisation jenes verführerische Moment, das wir auch heute noch aus der kommerziellen Werbung – in variierten Formen, versteht sich – zur Genüge kennen, und des Chores geballte Kraft lässt dem Kind der Wildnis, eben Enkidu, fast keine Wahl.
Mehr als 60 Stimmen aller Lagen peitschen die Kämpfer an und begleiten nach Enkidus Tod den verzweifelt trauernden Helden, bis es diesem im dritten Akt gelingt, den Geist des Toten zu beschwören und ihn nach dem Wesen des Jenseits zu befragen. „Ich sah“ und „Ja, ich sah“ ist alles, was sich dessen von Jens Paulus’ Bass belebten Lippen noch entlocken lässt, bevor in einem leiser werdenden Echo des Chores diese dem Lebenden mitgeteilte Erkenntnis des schwindenden Geistes allmählich verebbt.
Sekunden nach dem Verklingen des letzten musikalischen Lautes löste sich auch die im Publikum durch die geniale musikalische Dramaturgie des Komponisten und deren, man darf das so sagen, kongeniale Umsetzung der Akteure angestaute Spannung. Minutenlang anhaltender Beifall und ein Extra-Applaus für Solisten und Felix Schuler-Meybier sowie für die beteiligten Ensemble als solche ließen einen denkwürdigen Konzertabend ausklingen, der sich in der Reihe der regelmäßig für Aufsehen sorgenden Konzerte des Nürtinger Chores und seiner befreundeten Klangkörper, mit denen er das Konzert am 1. März auch in München aufführen wird, sicher nicht hinten einordnen muss.
Gilgamesch-Epos
Am kommenden Samstag, 7. Februar, wird der coro per resistencia gemeinsam mit den Münchner Chören MiCS (Munich International Choral Society) und Regenbogenchor in der Nürtinger Johanneskirche das Gilgamesch-Epos von Bohuslav Martinů aufführen. Zusätzlich zur Nürtinger Aufführung wird es am 1. März ein zweites Konzert in der Aula der Ludwig-Maximilians-Universität in München geben. Karten für die Nürtinger Aufführung sind noch bis Freitag im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung, Am Obertor 15, Tel. 07022 9464 -150, www.ntz.de/tickets, unter karten@coro-nuertingen.de sowie am Samstag ab 18 Uhr an der Abendkasse erhältlich. Karten für das Konzert in München unter www.muenchenticket.de.
Gleich vier Ensembles haben sich zusammengeschlossen, um mit „Gilgamesch“ ein zentrales Werk für Chor und Orchester des 20. Jahrhunderts aufzuführen: Der coro per resistencia aus Nürtingen, die Munich International Choral Society, der Regenbogenchor München und das Orchester Musica Viva Stuttgart bündeln ihre musikalische Kräfte, um die schillernde Vertonung von Episoden aus dem frühesten bekannten Epos der Menschheit durch den tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu (1890-1959) in der deutschsprachige Fassung zu Gehör zu bringen.
Bereits in den 1920er Jahren befasste Martinu sich in der Ballettmusik „Istar“ mit Stoff aus dem altertümlichen Zweistromland. In seiner letzten Schaffensphase – nach einem bewegten Leben, das ihn nach Frankreich, ab 1940 in die USA und später wieder nach Europa führte – komponierte er dann „Das Gilgamesch-Epos“. Dieses der Schweizer Mäzenin Maja Sacher gewidmete Werk wurde 1958 in Basel uraufgeführt. Plastisch und mit sehr einprägsamen, teilweise durch den Jazz inspirierten Rhythmen und Harmonien schildert Martinu die uralte Geschichte, die universale Themen unseres Seins berührt: Es geht um Macht, Freundschaft und die Frage nach dem Leben nach dem Tod. Im ersten Abschnitt wird Gilgamesch, der König von Uruk, mittels differenzierter Perkussion und schneller Gesangsfolgen präsentiert. Der Chor, der das Volk symbolisiert, berichtet vom ungerechten Umgang des Gewaltherrschers mit seinen Untertanen. Mit einem sehr viel weicheren musikalischen Duktus wird sein Gegenpart, der Naturmensch Enkidu, vorgestellt. Nach einem heftigen Streit versöhnen sich die beiden. Von nun an verbindet sie eine enge Freundschaft. Doch Enkidu erkrankt und stirbt. Mit einem durch Streicher begleiteten Choralsatz fasst der Chor zusammen: „Wen, mein Freund, vernichtet nie der Tod? Nur Götter leben ewig, die Tage der Menschen sind gezählt“. Im letzten Abschnitt sucht Gilgamesch unversöhnlich und verzweifelt seinen Freund wiederzufinden. Er will wissen, welche Erfahrungen Enkidu nach dem Tod gemacht hat. Auf dem musikalischen Höhepunkt rufen Chor und Solisten in einer Art musikalischen Rausch „Enkidu, steig aus dem Grab, steig aus dem Grab“.
Vor „Gilgamesch“ erklingen zwei kürzere Orchesterwerke. Charles Ives „The Unanswered Question“ (1906) trägt den Untertitel „Eine Betrachtung einer ernsthaften Angelegenheit“. Die Trompetenstimme hebt immer wieder mit einem fünf Töne umfassenden Motiv an, eine Wendung, die oft als eine Art „Sinnfrage“ beschrieben wird. „Seelenvoll“ und „mit innigster Empfindung“ beschreibt Gustav Mahler den Vortrag an bestimmten Stellen in seiner „Adagietto“ aus der Symphonie Nr. 5 (1901). Ergänzt durch die Solo-Harfe bringen die Streicher die menschliche Sehnsucht im Zeitlupentempo und mit den erhabensten harmonischen Folgen zum Ausdruck. Die Konzertabende finden unter der Leitung von Felix Schuler-Meybier (Nürtingen) und Mary Ellen Kitchens (München) statt.
„Das Gilgamesch-Epos ist eine große assyrisch-babylonische Dichtung, die in Keilschrift auf Tontafeln aufgezeichnet wurde, die wahrscheinlich aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. oder vielleicht aus noch früherer Zeit stammen…
…Trotz der gewaltigen Fortschritte, die wir in Technik und Industrie gemacht haben, fand ich, dass die Gefühle und Fragen, die die Menschen bewegen, sich nicht verändert haben und dass sie in der Literatur der ältesten Völker, von denen wir Kunde haben, ebenso vorhanden sind wie in der unseren. Es sind Fragen der Freundschaft, der Liebe und des Todes. In dem Gilgamesch-Epos wird sehr intensiv und mit fast schmerzhafter Ängstlichkeit der Wunsch laut, die Antworten auf jene Fragen zu finden, Antworten, nach denen wir bis jetzt vergebens suchen.
Meine Komposition befasst sich mit den folgenden Ereignissen: Gilgamesch, der große König von Uruk, wird gefürchtet und verehrt wie ein Gott. Er schließt Freundschaft mit Enkidu, einem merkwürdigen Manne. Enkidu ist der ursprüngliche Mensch im Naturzustand. Er hat lange in Unwissenheit und Sorglosigkeit gelebt. Die Tiere, die er verteidigte, waren seine Freunde. – Um diesen gefährlichen Widersacher zu gewinnen, sandte Gilgamesch eine Frau zu ihm, eine Tänzerin aus dem Tempel der Istar, die ihn verführte. Als Enkidu seine Unschuld verloren hatte, fürchteten ihn die Tiere und flohen bei seinem Nahen. Er folgt der Frau in die Stadt, in der man Brot isst und Wein trinkt und in der es Tänze und Feste gibt. Seine Lebensweise ändert sich rasch, aber er begreift auch, dass er arbeiten muss, um seinen Unterhalt zu verdienen. Er wird ganz bleich, und es kommt ein Augenblick, in dem er mit Bedauern an seine Jugend zurückdenkt. Er kämpft gegen Gilgamesch, aber schließlich werden die beiden Waffenbrüder. Die beiden Helden schließen enge Freundschaft.
Eines Tages wird Enkidu krank. Gilgamesch beobachtet ihn – einen Tag, zwei Tage, elf Tage; aber er rührt sich nicht, er ist tot. Die ihm wesensfremde Frage des Sterbens erhebt sich vor Gilgamesch. Er begreift nicht, dass Enkidu für immer von ihm gegangen ist, „ dass es die Erde war, die ihn nahm“. Er beginnt, um sich selbst zu fürchten, um sein Leben. Er bittet die Götter, ihm seinen Freund zurückzugeben, aber die Götter bleiben stumm, er erhält keine Antwort. Gilgamesch macht sich auf, die Unsterblichkeit zu suchen, aber er weiß jetzt: „ Nur Götter leben ewig, die Tage des Menschen sind gezählt. Freue dich deshalb, Tag und Nacht, sei glücklich und zufrieden, Nacht und Tag.“
Er stößt leidenschaftliche Bitten aus, er fleht die Götter an, ihm zu gestatten, seinen Freund Enkidu wenigstens für einen Augenblick wiederzusehen. Durch die Kraft seiner Beschwörung öffnet sich die Erde, und der Geist des Enkidu erscheint wie ein Hauch. Gilgamesch fragt ihn angstvoll darüber aus, was er in jener anderen, unbekannten Welt gesehen hat. Mit diesem pathetischen und höchst düsteren Monolog schließt das Epos.“
Bohuslav Martinů
Ein Konzert zum Nachdenken
Der coro per resistencia verlieh in einem eindrucksvollen Benefizkonzert der Suche nach Frieden Ausdruck

NÜRTINGEN. „Platz für Frieden“ lautete der Titel des Konzertprogramms, mit dem der Nürtinger Chor „coro per resistencia“ am Sonntagabend den Saal der Rudolf-Steiner-Schule füllte. Ein Programm, das nicht nur musikalisch anspruchsvoll war, sondern auch inhaltlich viel zu sagen hatte. Im Zentrum von wütenden Protestchören und dem sehnsuchtsvollen Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit standen zentrale Plätze, die in der vergangenen Zeit so häufig zum Synonym für Widerstand geworden sind – angefangen beim Tian’anmen über den Tahrir, Taksim und zuletzt Maidan.
So war es konsequent, dass die Erlöse des Konzerts in der Steiner-Schule (eine Woche zuvor sang der Chor in Stuttgart-Rohr) an das Netzwerk Flüchtlingsarbeit Nürtingen gingen. Julia Rieger dankte zum Auftakt dem coro per resistencia für die Unterstützung des Netzwerkes, mit dem Hinweis: „Es gibt viele Gründe und Konflikte, die Menschen dazu bringen, ihr Land zu verlassen und sich auf den Weg zu machen.“ Verwendet würden die Spenden für Sprachförderung, Alphabetisierungskurse, Rechtsbeistand, Begleitung im Alltag oder auch Nachbarschaftsfeste in der Seegrasspinnerei.
Die Konflikte in der Welt auf sehr unterschiedliche Weise beleuchtet
Im a cappella gesungenen Konzertprogramm wurden diese Konflikte auf sehr unterschiedliche Weise beleuchtet und unter der Leitung von Felix Schuler-Meybier hervorragend herausgearbeitet. Auf ein im präzisen Staccato herausgerufenes „Immer mehr Land“ folgte im weichen Legato das Kyrie aus der „Missa da pacem“ von Josquin Desprez, das zunehmend an Intensität gewann. Bei Hanns Eislers „Auf den Straßen zu singen“ wechselte der beschwingte Marsch der Arbeiter „Auf Ihr Brüder! Vorwärts Brüder!“ mit einem ruhigeren Rückblick bis hin zum gewaltigen Finale. Im vierstimmigen Frauenchorsatz „Tian an men“ in italienischer Sprache durchlebt eine Zuschauerin ein emotionales Auf und Ab bei den Fernsehbildern zum Studentenmassaker. Auch diese sehr anspruchsvollen Harmonien meisterten die Frauen des coro per resistencia, wobei die kraftvollen Altstimmen das Fundament legten.
Mit dem auf der Lyrik von Native Americans basierenden „Earth Call“ der schwedischen Komponistin Karin Höghielm wagte sich der Chor auch an eine deutsche Erstaufführung. Die sehr interessante Komposition im Stile einer Meditation stellte harmonisch und intonatorisch höchste Anforderungen.
Zu den beeindruckendsten Vorträgen des Abends zählte „Warning to the Rich“ von Thomas Jennefelt, eine Vertonung des biblischen Briefes des Jakobus. Zum Summen der Männer- und Altstimmen flüsterten die Soprane zunächst den Text zur Vergänglichkeit des Reichtums bis hin zum wütenden Aufschrei. Eindrucksvoll gaben die Dissonanzen die wütende Stimmung wieder, gefolgt von einem stimmlich brillanten wie auch ausdrucksstark vorgetragenen Basssolo. Sehr gelungen klang das Stück im zart gesummten Piano der Bässe aus. Auch alle weiteren Werke des Abends meisterte der Chor mit rundem, ausgewogenem Chorklang und großer Homogenität. Äußerst konzentriert folgten die Sängerinnen und Sänger dem präzisen Dirigat von Felix Schuler-Meybier. So wurden die häufigen Stimmungswechsel dynamisch nuanciert umgesetzt und der Chor wahrte bis zum letzten Ton seine Spannung.
Hervorragend ergänzt wurden die Chorwerke durch von Jurate Braginaite eindringlich vorgetragene Texte internationaler Autorinnen und Autoren, zum Beispiel von DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer oder den Friedensnobelpreisträgerinnen Schirin Ebadi (Iran) und Rigoberta Menchú Tum (Guatemala). Und auch Percussionist Ákos Nagy konnte mit dem mitreißenden Solo auf der Snare Drum „A minute of news“ großen Beifall ernten und verzauberte das Publikum bei „Midnight star“ auf dem Vibrafon.
Am Ende des 90-minütigen Konzerts forderten die Zuschauer im gut besetzten Saal der Rudolf-Steiner-Schule nachdrücklich eine Zugabe. Diesem Wunsch kam der coro per resistencia gerne mit einer Wiederholung des Brahmsliedes „Beherzigung“ nach – ein gelungener Abschluss eines Konzertes, das zum Nachdenken anregte.
Platz für Frieden
Unter dem Titel „Platz für Frieden“ hat der coro per resistencia Nürtingen ein spannendes Programm erarbeitet, mit Werken von der Frührennaissance bis heute, die die Suche nach Frieden und Gerechtigkeit ganz unterschiedlich verorten. Dabei steht der öffentliche Raum als Schauplatz und Kristallisationspunkt für Macht, Protest, für Krieg und Frieden im Mittelpunkt der Programmkonzeption. So erklingen unter anderem Teile aus der „Missa da Pacem“ von Josquin Desprez zwischen einem von Hanns Eisler vertonten Arbeiteraufmarsch und einem Chorsatz „Tien An Men“ von Giovanna Marini, der nach dem Sinn des Studentenmassakers in Peking fragt. Dazu singt der coro per resistencia „Earth Call“ von Karin Höghielm in deutscher Erstaufführung. Das Programm ist durch starke musikalische Kontraste geprägt und changiert zwischen rebellischen Protestchören, wütendem Aufschrei und ruhiger Betrachtung. Eindringliche Schlagwerk-Soli ergänzen die Chormusik. Dazu reflektieren Texte internationaler Autorinnen und Autoren den weltweiten Kampf um Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden, für den heute öffentliche Plätze wie Tahir, Maidan, Taksim, Tien An Men und viele mehr als Symbol stehen.
In Stuttgart-Rohr singt der coro per resistencia zugunsten des Vereins URS (www.verein-urs.de), der ein Kinderhaus für verlassene Kinder in Rumänien tatkräftig unterstützt.
Das Nürtinger Konzert findet als Benefizveranstaltung für das Netzwerk Flüchtlingsarbeit Nürtingen (www.nfant.de) statt, zudem sich unterschiedliche Initiativen zusammengetan haben, um Flüchtlingen ein eigenverantwortliches Leben in Nürtingen und Umgebung zu ermöglichen.
Amnesty International wird mit einem Informationsstand vertreten sein (www.amnesty-nuertingen.de/aktuell.htm) .
Der Eintritt ist jeweils frei! Spenden sind sehr erwünscht!
Semele
Generalprobe auf der Bühne vor der Stadtkirche. Foto: Jürgen Ohneiser
Semele
Der coro per resistencia führt im Rahmen des Nürtinger OpernAir-Festivals 2013 das szenisches Oratorium „Semele“ von Georg Friedrich Händel auf.
Mittwoch, 24. Juli, 20.30 Uhr
Donnerstag, 25. Juli, 20.30 Uhr
Karten sind für beide Vorstellungen an der Abendkasse erhältlich.
Falls Sie Karten telefonisch reservieren möchten, rufen Sie bitte die Nummer 0176 / 4456 0708 an.
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Händels spannendste Nicht-Oper
Händel bezeichnet die Gattung von Semele als after the manner of an oratorio und trifft damit sehr genau deren Stellung zwischen Oper und Oratorium. Für ein Oratorium ist die Handlung in Semele entschieden zu dramatisch und spannend. Es geht, wie in den Opern jener Zeit, um politische Eheschließungen, überzogenen Ehrzeit, Neid und Eifersucht und im Falle Semeles muss man schon fast sagen: um den Kampf eines jeden gegen jeden, wobei die weibliche Form unbedingt mitzudenken ist.
Der ewige himmlische Kampf zwischen Jupiter und seiner Gemahlin Juno spiegelt sich auch auf Erden wider. Cadmus versucht durch ein Tier-Opfer Juno, die Schutzgöttin von Heim, Herd und Ehestand, gnädig zu stimmen für die Verbindung seiner Tochter Semele mit dem Prinzen Athamas. Semele allerdings fühlt sich mehr zu Jupiter hingezogen und hält die irdische Liebe zu einem Sterblichen für eine Beschmutzung ihrer göttlichen Beziehung. Wohingegen Semeles Schwester Ino nichts gegen eine Verbindung mit Athamas einzuwenden hätte.
Jupiter lässt Semele vom Traualtar weg im letzten Augenblick durch einen Adler in seine himmlischen Gefilde entführen und hält sie sich, bewacht von einem Drachen, als Gelegenheits-Gespielin warm. Denn natürlich ist Jupiter oft unterwegs und so reift während ihrer Liebes-Wartezeit in Semele der Wunsch nach Unsterblichkeit und Gleichstellung mit den Göttern.
Hier schlägt die Stunde Junos und – man muss das einfach so sagen: Händels. Händel hat es nämlich geschafft, Juno nicht als ewig keifenden Ehedrachen zu zeigen, sondern als zwar wütende aber durchaus agile, gewitzte und klug die Konkurrentin wie den abtrünnigen Ehemann aus dem Feld schlagende Frau zu zeigen und sie mit einer seiner schönsten Musiken auszustatten. Juno packt Semele bei ihrem Ehrgeiz und redet ihr – verkleidet als Semeles Schwester Ino – ein, sie würde göttergleich, wenn Jupiter sich ihr in seiner wahren Gestalt zeige, und so sie dies verlangen würde, stünde es ihm nicht frei, ihr den Wunsch zu verweigern. Semele sieht sofort ihre Stunde gekommen, nicht wissend, dass es ihre letzte sei, denn natürlich verbrennt sie zu Asche im Angesicht von Jupiter original.
Für alle Inszenierungen ist dieser Moment immer knifflig und auch wir werden uns dieser Aktion gebührend zu stellen suchen. Aber in unserem Falle haben wir noch manch andere Herausforderung, die unseres ganzen Witzes bedarf. 9 Rollen mit vier Sängern zu besetzen, verlangt eine große Flexibilität aller Beteiligten, bietet aber auch eine gute Chance die irdische in der himmlischen Welt zu spiegeln. Auch die szenische Einbindung des Chores eröffnet manch spannende Möglichkeiten für ein Werk, das mit Spannung ohnehin gesegnet ist.
Bernd Schmitt, Regisseur
Der Regisseur
Bernd Schmitt wurde 1962 in Ulm geboren. Er studierte zunächst Klarinette an der Stuttgarter Musikhochschule bei Prof. Ulf Rodenhäuser. Neben Aushilfstätigkeiten in Berufsorchestern und Rundfunkeinspielungen arbeitete er vorwiegend im Bereich der Neuen Musik u.a. mit Helmut Lachenmann und Christopher Brandt. Für sechs Jahre leitete Bernd Schmitt eine Kammermusikreihe in Stuttgart, die, in Zusammenarbeit mit Schauspielern und Bildenden Künstlern, Musikstücke auf ihren Umgang mit der Tradition befragte.
Diese inhaltliche Arbeit an der Musik führte Bernd Schmitt fast zwangsläufig zur Opernregie. Er besuchte Meisterkurse bei Prof. Ruth Berghaus, die, neben Helmut Lachenmann, die prägendste Persönlichkeit für ihn war. 1993 erhielt er ein erstes Engagement ans Theater Trier. Seither hat Bernd Schmitt etwa 50 Opern inszeniert u.a. am Staatstheater Kassel, Theater Trier, Ulmer Theater, Landestheater Linz. Der Schwerpunkt seiner Arbeiten liegt auf den Werken Mozarts und der Moderne.
Seit 1995 lehrt Bernd Schmitt an der Opernschule der Musikhochschule Stuttgart im Fach „Szenischer Unterricht für Sänger“. Seit 2005 ist er als Dozent dort fest angestellt.
Die Mitwirkenden
Das Orchester setzt sich aus Barockspezialisten aus dem Großraum Stuttgart zusammen. Der Konzertmeister ist Martin Jopp aus Leipzig.
Angelika Lenter, Sopran
wurde in Bietigheim-Bissingen geboren. Neben einer intensiven Violinausbildung erhielt sie ihren ersten Gesangsunterricht bei Rosina Ragg in Ludwigsburg und später bei Prof. Bruce Abel in Stuttgart. 2001 begann sie mit dem Gesangsstudium an der Musikhochschule Karlsruhe bei Prof. Christiane Hampe und schloss dieses Anfang 2005 ab. Ab dem Frühjahr 2005 studierte sie am Institut für Musiktheater in Karlsruhe bei Prof. Ingrid Haubold. Im Sommer 2007 hat Angelika Lenter das Studium erfolgreich abgeschlossen.
Neben ihrem Studium entfaltete Angelika Lenter eine rege solistische Konzerttätigkeit, die sie nun mit viel Energie und Begeisterung erweitert und perfektioniert. So gastierte sie 2008
u. a. beim Festival europäischer Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd und dem Europäischen Musikfest Stuttgart.
Regelmäßige Engagements als freie Mitarbeiterin verbinden sie mit dem Vokalensemble des SWR in Stuttgart. Konzertreisen führten sie ins benachbarte Ausland wie Italien, Frankreich und der Schweiz. Außerdem ist sie Mitglied im Vokalensemble Rastatt und dem Ensemble Officium Tübingen, wo sie auch Solopartien übernimmt und an CD-Produktionen beteiligt ist.
Erste Bühnenerfahrung sammelte die junge Sopranistin 2004 bei einer Aufführungsserie von Mozarts Zauberflöte als Pamina in einer Produktion des Jugendtheater Koblenz. Im Herbst 2006 folgte ebenfalls in Koblenz wieder eine Produktion des Jugendtheaters, in der Angelika Lenter als Gräfin Almaviva in Le nozze di Figaro von Mozart mitwirkte. Im Sommer 2009 war Angelika Lenter mit dem Stück „Judith“ bei den Salzburger Festspielen zu sehen.
Livia Kretschmann, Mezzosopran
Geboren 1984 in Freudenstadt, erhielt Livia Kretschmann seit früher Kindheit Geigenunterricht und später Gesangsunterricht bei Renate Brosch in Stuttgart.
Gesangsstudien an der Musikhochschule Trossingen bei Prof. A. Reibenspies und am Mozarteum in Salzburg in der Opernklasse von Prof. Helene Schneiderman, sowie derzeit in der Liedklasse bei Prof. C. Witthoefft an der Stuttgarter Musikhochschule
Sie sang in den wichtigsten Oratorien als Altistin im Süddeutschen Raum, sowie Österreich, Kammermusikkonzerte in Frankreich, Italien, der Schweiz und Griechenland und machte Erfahrungen im Bereich der zeitgenössischen Musik bei wichtigen Festivals u.a mit dem SWR Vokalensemble Stuttgart. Auf der Opernbühne stand sie in verschiedenen Musiktheaterproduktionen des Mozarteums in Salzburg.
Charlotte Watzlawik, Sopran
Charlotte Watzlawik, geb. 1993, fand schon früh Interesse und Leidenschaft an Musik, Schauspiel und Tanz. Im Alter von 14 Jahren bekam sie ihren ersten Gesangsunterricht und erhielt bald Gelegenheit zu solistischen Kostproben.
2012 beendete sie ihre Schulzeit mit dem Abitur am Hölderlin Gymnasium Nürtingen. Seitdem präpariert sie sich in der Studienvorbereitungsklasse der Musikschulen Nürtingen / Kirchheim / Neckartailfingen mit Daniela Schüler (Gesang) und Ole Abraham (Klavier) für ein klassisches Gesangsstudium. Als Mitglied des Kinder- und Jugendchores der Jungen Oper Stuttgart sammelt sie derzeit bei MOMO Erfahrung auf der professionellen Bühne.
Christian Georg, Tenor
Geboren 1984 in Berlin, begann Christian Georg seine vielseitige musikalische Ausbildung im Alter von 7 Jahren: Zunächst mit Klavier, später zusätzlich mit Saxophon, Orgel und Dirigieren. An der Stuttgarter Musikhochschule studierte er von 2004-2009 Schulmusik mit Leistungsfach Gesang. Meisterkurse nahm er bei Christian Elsner (2009) und Margreet Honig (2011). Seit Oktober 2010 studiert er an der Freiburger Musikhochschule bei Prof. Reginaldo Pinheiro, machte dort im Juli 2012 seinen Bachelorabschluss und vervollständigt nun seine Ausbildung mit dem Masterstudium (weiterhin in Freiburg). Im oratorischen Bereich führen ihn solistische Engagements regelmäßig durch ganz Baden-Württemberg und darüber hinaus. Zu hören war er u.a. mit Schütz (Weihnachtshistorie, Matthäuspassion), Bach (Weihnachtsoratorium, Johannespassion, h-Moll-Messe, Magnificat, viele Kantaten), Händel (Messias), Haydn (Nelsonmesse), Mozart (Requiem, verschiedene Messen), Beethoven (9. Sinfonie, C-Dur Messe), Rossini (Petite Messe solennelle), Saint-Saens (Oratorio de Noel) und Dvorak (Stabat Mater). Zudem singt er als freier Mitarbeiter im SWR Vokalensemble Stuttgart. Seine bisherigen Opernrollen waren Marquis de Chateauneuf in Lortzings Zar und Zimmermann (Stuttgarter Züblinhaus, 2010) und in der Freiburger Opernschule Cornelia Buffaci in Scarlattis Il Trionfo dell’Honore (2011), Conte Almaviva in Ausschnitten aus Rossinis Barbiere di Siviglia (2012) und König Ouf in Chabriers L’Étoile (2013). Bei den diesjährigen Osterfestspielen in Baden-Baden sang er den Prinz in Viardots „Cendrillon“ – begleitet von den Berliner Philharmonikern.
Joachim Höchbauer, Bariton
Joachim Höchbauer erhielt in seiner Geburtsstadt Regensburg eine grundlegende musikalische Erziehung als Mitglied der Regensburger Domspatzen. Er absolvierte zunächst das Studium der Schulmusik an der Hochschule für Musik und Theater in München, wo er bereits wesentliche Impulse durch den Pianisten Helmut Deutsch und Musikwissenschaftler Siegfried Mauser erfuhr. An der Musikhochschule in Köln schloss sich das Zusatzstudium Liedbegleitung bei Prof. Glauß an, welches er mit dem Liedbegleitungsexamen beendete. Ebenso komplettierte er an der Kölner Musikhochschule, seine Ausbildung im Hauptfach Gesang bei Professorin Mechthild Georg mit dem Diplom.
Wertvolle künstlerische Impulse erhielt Joachim Höchbauer durch Meisterkurse u.a. bei Prof. Konrad Jarnot und Prof. Wolfram Rieger.
Nach langjähriger Mitwirkung als Mitglied des Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghe, tritt er vermehrt als Solist in Erscheinung. So führten ihn solistische Auftritte u.a. in die Philharmonie Essen, Philharmonie Köln, Ruhrfestspielhaus Recklinghausen, Musiktheater Gelsenkirchen, ins Konzerthaus Berlin, nach Norwegen, Italien, Russland und in die USA. Er konzertierte u.a. mit den Nürnberger Symphonikern, der Neuen Philharmonie Westfalen, den Bochumern Symphonikern, den Bergischen Symphonikern und diversen Barockorchestern wie der Capella Augustina (Brühler Schlosskonzerte mit Andreas Spering), dem Concerto Brandenburg, der Kölner Akademie, dem Collegium Cartusianum (Peter Neumann), La Banda und Concerto Cöln.
Nach Produktionen am Stadttheater Fürth mit Siegfried Wagners „Der Kobold“ und „Der Heidenkönig“ gastierte er 2007 im Stadttheater Koblenz als Chelsias in Händels „Susanna“. Darüber hinaus wirkte er bei zahlreichen CD-Aufnahmen mit. Im Rahmen des Young Euro Classic Festivals bestritt er 2008 Konzerte in Peking und Shanghai, beim Komponistenforum Mittersill 2008 widmete er sich ganz der Zeitgenössischen Musik. Seither führten ihn Auftritte u.a. zum Rheingau- Musikfestival, zum Heidelberger Frühling, dem Early Music Festival Stockholm, den Tiroler Festspielen in Erl, Kopenhagen und nach Israel. 2010 war er u.a. am Düsseldorfer Schauspielhaus mit dem Stück „Shoot/Get Treasure/Repeat“ (Mark Ravenhill) und Musik von Monteverdi zu sehen, ausserdem in der „Bordellballade“ als Alfred beim Musikfestivald „Kulturwald“. 2011 sang er den „Sprecher“ in der „Zauberflöte“ beim Musikfestival „Kulturwald“ und im flämischen Theaterstück “Blut und Rosen” in Antwerpen und beim Theaterfestival in Avignon. 2012 war er im Cuvelliertheater München in Mozarts “Le nozze di Figaro” zu sehen.
2013 stehen Konzerte u.a. bei der Ruhrtriennale in Bochum, beim Festival der Europäischen Kirchenmusik in Schwäbisch Gmünd, beim Rheingau Musikfestival, bei den Festtagen Alte Musik Basel, in der Oper Gent (Belgien) und mit der H-Moll-Messe in Polen (Breslau, Oppeln,Krakau) auf dem Programm.
Eintritt: Kat.I: 28 €, Kat.II: 24 € (erm.19 €), Kat.III: 15 € (erm. 10 €) zzgl. Vorverk.geb.
Vorverkauf: Stadtbüro Nürtinger Zeitung, Am Obertor, Telefon (07022) 94 64-150
Weitere Infos unter www.opern-air.de
Jazztage 2013


Nürtinger Jazztage 2013
Zum Auftakt der Nürtinger Jazztage 2013
führt der coro am 23. Februar 2013, um 20 Uhr in der Nürtinger Johanneskirche
Duke Ellingtons „Sacred Concert“ auf.
Duke Ellington wird als der größte Komponist des Jazz bezeichnet. Er hat nicht nur 5000 Kompositionen hinterlassen, sondern vor allem die Entwicklung des Jazz in der Zeit seines Jahrhunderts bis zu seinem Tod 1974 wesentlich geprägt.
Die „Sacred Concerts“ betrachtete Duke Ellington als eine seiner wichtigsten Kompositionenund arbeitete die letzten Jahre seines Lebens daran. Duke Ellington schlägt mit diesem Werk die Brücke zwischen Jazz und Klassik, zwischen swingendem Big Band Sound und der Chor-Tradition europäischer Kirchenmusik. Anlass für das erste „Sacred Concert“ war 1965 der Auftrag der Grace Cathedral in San Francisco, eine Musik zur Einweihung der neuen Kathedrale zu komponieren. Entstanden ist eine Verbindung von Jazz mit rezitativem Chorgesang und Gesangsoli. Sein „Second Sacred Concert“ wurde 1968 in New York uraufgeführt und sein drittes geistliches Konzert kam 1973 im Londoner Westminster Abbey zur Uraufführung.
Alle drei geistlichen Konzerte entstanden für Duke Ellingtons eigenes Orchester, hinzu kamen Vokalsolisten und Kirchenchöre der Aufführungsorte. Die hier präsentierte Fassung hat Duke Ellington kurz vor seinem Tod aus allen drei von ihm komponierten „Concerts of Sacred Music“ als endgültige Fassung zusammengestellt.
Mitwirkende:
Eva Mayerhofer (Sopran)
Verena Nübel (Alt)
Richard McCowen (Bariton)
Hazelle Kurig (Stepdance)
LE Bigband (Leitung: Albi Hefele)
coro per resistencia
Gesamtleitung: Felix Schuler-Meybier
Karten sind im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung, Am Obertor 15, in Nürtingen, Tel.: (07022) 94 64 – 150, bei Chormitgliedern und
per Mail unter karten@coro-nuertingen.de erhältlich.
Zu den Mitwirkenden:
Eva Mayerhofer (Sopran)
Eva Mayerhofer studierte Jazz-Gesang an der Swiss Jazz School in Bern (Schweiz) und an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Als gefragte Solistin war sie immer wieder mit unterschiedlichen Bands und Projekten in ganz Deutschland zu hören , u.a. als Gast bei der Big Band des Hessischen Rundfunks oder dem Frankfurt Jazz Trio. Konzertreisen führten die Sängerin auch nach Frankreich, Italien, Österreich, Luxemburg, Belgien, Holland, Rumänien und Südafrika.
Ihre Band mit dem deutschen Pianisten Rolf Zielke und dem türkischen Perkussionisten Mustafa Boztüy ließ 1995 mit einer damals noch ungewöhnlichen Mixtur aus Modern Jazz und orientalischer Musik aufhorchen. Mit diesem Trio, das Mayerhofers stilistische Flexibilität ebenso unterstrich wie ihre virtuose Vokalkunst, legte sie für sich den Grundstein für weitere Projekte, bei denen sie als Sängerin beteiligt war – wie beispielsweise beim kammermusikalischen Duo Anyone mit dem Gitarristen Hanno Giulini oder beim Electro-Jazz-Lounge-Projekt Sapporo Sound Motel des Gitarristen Christian Eckert. Prägend für Mayerhofers eigenes Songwriting wurde wiederum Antonio Carlos Jobim. Das Songbook dieses Pioniers der brasilianischen Bossa Nova faszinierte sie schon früh: mit seiner rhythmischen Präsenz, lyrischen Melodik und verschachtelten Harmonik. Eva Mayerhofer wirkte bei unterschiedlichen Rundfunk- und Fernsehproduktionen mit und hat mehrere CD´s veröffentlicht.
Mit ihrem aktuellen Jazz -Trio mit Musikern aus Köln präsentiert Eva Mayerhofer momentan ihre neue CD „Lofty Ground“ , wo sie mit eigenen Songs als Komponistin und Arrangeurin in Erscheinung tritt.
In die CD „Lofty Ground“ reinhören
Seit 2004 ist Eva Mayerhofer Dozentin für Jazz- und Popgesang an der Musikhochschule in Köln, und seit 2011 Gesangsdozentin an Dr. Hoch´s Konservatorium in Frankfurt am Main.
Verena Nübel (Alt)
Die junge Sängerin Verena Nübel studiert seit 2008 Jazzgesang an der Musikhochschule Stuttgart und ist als Sängerin in den verschiedensten Formationen im Raum Stuttgart tätig. Als Studiosängerin ist sie an zahlreichen CD-Produktionen beteiligt und tourte zuletzt durch die Arabischen Emirate.
Mit dem Verena Nübel Quartett gründete sie ihre eigene Formation, um neben ihren zahlreichen Engagements auch die eigenen musikalischen Ideen besser umsetzen zu können. Das Quartett zeichnet sich durch eine Mischung von Jazz-, Funk- und Soul-Elementen sowie eigenenKompositionen und Texten aus. Außerdem kommen Klassiker aus Rock und Pop in einem ungewohnt jazzig, groovigen Kontext zu neuen Ehren. Kurz nach der Gründung der Band 2009 erhielt sie hierfür den vom Lions Club Stuttgart gestifteten ’Young Lions Jazz Award’. Die Stuttgarter Nachrichten zeigten sich bereits äußerst angetan: „Die Stuttgarterin Verena Nübel, gerade mal 21Jahre jung, ist ein Rohdiamant, der an der Musikhochschule Stuttgart zurzeit geschliffen wird. (…) Verena hat Soul in der Stimme, und sie klingt ziemlich sexy, wenn sie Aretha Franklin oder Otis Redding singt. Ihre Bühnenpräsenz spürt das Publikum, ohne dass sie sich aufdrängen müsste. (…) Verena Nübels Perspektiven sind zweifellos vielversprechend. Man darf gespannt sein, was von ihrzu hören sein wird. Eine der besten Stimmen der Region hat sie jetzt schon.“ Die Sängerin Verena Nübel war 2006 bis 2008 Mitglied des Landesjazzorchesters Baden-Württemberg unter der Leitung von Prof. Bernd Konrad und ist Mitglied verschiedener Formationen im Raum Stuttgart. Derzeit studiert sie Jazz-Gesang bei Anika Köse an der Hochschule für Musik und Darstellenden Kunst in Stuttgart. Tourneen mit den unterschiedlichsten Besetzungen führten sie bereits ins nahe und ferne Ausland. 2009 gewann sie den ’Young Lions Jazz Award’.
Richard McCowen (Bariton)
Der in Kalifornien geborene Sänger hatte regelmäßig Engagements bei Opernproduktionen in Amerika, Europa, und Kanada, bevor er seine Liebe zum Musicals entdeckte. Zu seinem Opernrepertoire gehörten zahlreiche große Partien, so der Macduff in Guiseppe Verdis Macbeth, die Titelpartie in Verdis Otello, der Canio in Der Bajazzo von Ruggiero Leoncavallo und Siegmund in Richard Wagners Oper Die Walküre. Nach seinem Wechsel ins Musicalfach übernahm Richard McCowen schnell zahlreiche Rollen. Er war u.a. als Sportin Life in „Porgy and Bess“, als Audrey II in „Der Kleine Horrorladen“, als Geist der Gegenwart in „Scrooge“, als Bobby Franklin in „Taxi Taxi“, Jack Blackburn in der Uraufführung „Der Kampf des Jahrhunderts“ zu sehen. In der Berliner Production von „Dirty Dancing“ ist er als Featured Singer und Tito Suarez aufgetreten. In weiteren Rollen war er als Horse in “The Full Monty“, und President von Clarion Records in “The Blues Brothers“ zu sehen. Zurzeit ist er wieder bei der Produktion „Dirty Dancing“, diesmal in Oberhausen, als Tito Suarez und Featured Singer zu sehen. Neben seine Arbeit als Darsteller ist er auch als Gesangsdozent tätig.
Hazelle Kurig (Steptanz)
Hazelle Kurig stammt aus Südafrika – dort begann sie ihre Laufbahn schon im Alter von fünf Jahren. Später ließ sie sich in Europa und USA bei namhaften Step-Größen wie Dianne Walker, Steve Condos, Buster Brown, und vor allem der legendären Brenda Bufalino weiterbilden. Die Uraufführung von Shosholoza, ihre „Ode to Afrika“ fand 2010 in der Liederhalle im Rahmen der Internationale Steptanzfestival TAP RELOADED statt. In der Stiftskirche Tübingen (Jazz & Klassiktage 2008) tanzte Hazelle als Solistin in Duke Ellingtons Sacred Concert.
Projekte und Auftritte in diversen Ensembles in der JAZZ-TAP-Szene, u.a. Welturaufführung „Cantata and the Blues“ in dem 12-köpfigen ITDO (International Tap Dance Orchestra) unter Leitung von Brenda Bufalino. Ihre Vielseitigkeit drückt sich auch in der Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Duo-und Trio – Formationen, vor allem in der Jazz Szene aus. Als „Lulu & Robin“ mit Partner Gottfried Kress gehörten die beiden zu den besten Duos
in Deutschland. Als Künstlerin, Choreographin, und Lehrerin leitet Hazelle diverse Stepgruppen.
Seit 2007 Leiterin der erfolgreiche Rainbow Dance Factory in Tübingen Pfrondorf. Ihre als „Step Connection“ bekannte Truppe von begeisterten „Show Tappers“ treten seit über 14 Jahren auf.
LE-Bigband
Seit vielen Jahren bereichert die LE bigband unter ihrem musikalischen Leiter Albi Hefele die Jazzszene weit über den regionalen Rahmen hinaus. Das Ensemble spielte schon mit Jazz-Größen wie John Clayton, Peter Herbolzheimer oder Ack van Rooyen zusammen und ist heute „einer der führenden süddeutschen Bigbands“ (Frankfurter Rundschau).
Chorwochenende Duke Ellington
Mit einem Chorwochende hat der coro die heiße Phase der Probenarbeit für das Jazzkonzert mit Duke Ellingtons „Sacred Concert“ eingeläutet.
Unter der Leitung von Felix Schuler-Meybier wurde drei Tage lang intensiv an dem Duke-Ellington-Werk gefeilt. Unterstützt wurden wir an dem Wochenende von dem Pianisten Klaus Hügl, der auch bei unserem Konzert zur Eröffnung der Nürtinger Jazztage am Samstag, 23. Februar, um 20 Uhr in der Nürtinger Johanneskirche in der LE-Bigband Klavier spielt.
Klaus Hügl studierte er an der Musikhochschule Stuttgart Klavier bei Martha Bartles und Chorleitung bei Dieter Kurz. Anschließend hat er seinen Bachelor of Music and Masters of Music in Klavier bei Michael Gurt an der Louisiana State University in Baton Rouge (Louisiana), USA, abgeschlossen. 1998 bekam er den Doctor of Musical Arts in Kammermusik und Liedbegleitung bei Eckart Sellheim an der Arizona State University in Tempe (Arizona). Klaus Hügl war Korrepetitor beim Sewannee Summer Music Festival, der Arizona State University und der International Double Reed Convention. Seit 2001 lebt er wieder in Deutschland und arbeitet als Chorleiter und Pianist in den Bereichen Klassik und Jazz.
Nordlichter
Ein Chor als wütender Aufschrei
Der „coro per resistencia“ mit skandinavischer Chormusik in der Rudolf-Steiner-Schule – Guter Besuch

NÜRTINGEN. In kaum einem anderen Teil der Welt wird die Chormusik in einem Maße gepflegt wie in den baltischen und skandinavischen Ländern. Es wäre ein Wunder, wenn vor diesem Hintergrund nicht auch viel für den Chor geschrieben würde. Dass dies von vielen dort heimischen Komponisten auch als Aufforderung verstanden wird, zeigte am Sonntag in der Rudolf-Steiner-Schule der „coro per resistencia“ mit einem Abend skandinavischer Chormusik. Für ein doch recht spezielles Programm war das Konzert überraschend gut besucht.
Gleich elf Komponisten von Chormusik erfuhren die Ehre einer Aufführung. Im Großen und Ganzen bieten die Chöre eine in Stil und Duktus gebändigtes Musizieren, aber es gibt Ausnahmen. Eine der Ausnahmen bildete „Warning to the Rich“ von Thomas Jennefelt. Der Chor ist ein einziger wütender Aufschrei gegen die Ungerechtigkeiten in der Welt. Hier konnte der „coro“ die ganze Bandbreite seiner Möglichkeiten ausspielen, und er tat es mit Vehemenz.
Der große Strom melodischer Klangbündel erfährt gehauchte und gesprochene Einwürfe in anschwellender Lautstärke bis hin zum empörten Aufschrei. Dissonanzen sind hier keine Verzierung, sondern notwendiger Ausdruck.
Die Komposition, der auch Worte aus der Bibel zugrunde liegen, war schon bei der ersten Aufführung ein Erfolg. Das alle Register moderner Chormusik ziehende Stück erinnert in seiner Wucht an das „Barrabam“-Geschrei in der Johannespassion von Bach.
Der Thomaskantor fehlte denn auch nicht im Wechselbad des vielfältigen Programms. In „Immortal Bach“ bringt der Komponist Knut Nystedt die Kunst der Variation in Erinnerung. Ausgehend von Bachs Choral „Komm süßer Tod“ zeigt er, was sich in einer solchen Melodie an Entwicklungsmöglichkeiten verbirgt. Der „coro“ dringt tief in die verschatteten Klänge dieser Seelenspiegelbilder eines Komponisten ein, dem das Dunkel des Menschseins nicht unbekannt war.
Es ist ein ästhetisches Ereignis, wie es nicht jeden Tag zu hören ist, wenn aus der Klangwolke eine einzelne Stimme bricht und ein eigenes Leben entwickelt, nur aber, um vom Gesamtchor wieder aufgenommen zu werden und im zartesten Anhauch zu verklingen.
Dirigent Felix Schuler-Meybier leitete den Chor wie in einem Selbstgespräch, lyrisch verinnerlicht, wenn es geboten war, und dramatisch nach außen gekehrt, wenn die Partitur es verlangte. Nichts wurde in zwanghaftem Verdeutlichungsdrang überzeichnet, nicht die Tempi und nicht die Lautstärke, nicht die Betonung und nicht die Melodiegestaltung. Souveränität wurde noch in der Engführung der melodischen Linie an den Tag gelegt.
Die Chormusik aus dem Norden, hierzulande selten zu hören, ist reich an plastischen Melodien. Interessanterweise zeigt sie, dass auch Motive Karriere machen können. Die wohl überraschendste Karriere machte das Hauptmotiv eines schwedischen Volksliedes. Als Friedrich Smetana Kapellmeister an der Königlichen Oper in Stockholm war, lernte er ein Volkslied kennen, dessen geschmeidig ansteigende melodische Figur ihn sofort gefangen nahm. Wieder zurück in seiner Heimat, machte er es zum Hauptmotiv seiner „Moldau“, einer Verarbeitung von so poetischer Schönheit, dass sie sogar in die israelische Nationalhymne einging.
Für allfällige Kontraste sorgte Johannes Zimmermann am Flügel. So spielte er die Herbstmusik aus den „Jahreszeiten“ von dem in Riga lebenden Peteris Vasks. Es ist eine herbe Musik voller obertonreicher Farbspiele. Massive Akkorde wechseln mit silbrig sich kräuselnden Klängen der Spätromantik. Trotz manch kühner Harmonie verliert der Komponist zu keinem Zeitpunkt den Zuhörer aus den Augen. Von Edvard Grieg spielte Zimmermann drei Kompositionen aus den „Lyrischen Stücken“. Er gab den unverwechselbaren Lyrismen wie der Tonmalerei des großen Norwegers die ganze Süße romantischen Musizierens. Er brachte die Töne zum Leuchten und ließ sie in den schnellen Läufen schwerelos in fließende Linien münden.
Im Verlauf des Abends gab es eine Fülle schöner Kleinigkeiten zu bewundern: zart verlöschende Schlussakkorde, beeindruckend aufgebaute Crescendi oder genau ausgepinselte Pianostellen. Eine ganze Klanglandschaft wurde ausgehorcht. Sie ist so vielfältig und gegensätzlich wie die Natur jener Länder im Norden, aus denen diese klangvolle Musik kommt. Lautstarker Applaus; Blumen für den Dirigenten und den Pianisten, dann noch zwei Zugaben.
Nürtinger Zeitung vom 23. Oktober 2012
Skandinavische Chormusik
Dämmerige Mitternachtssonne, tiefe Fjorde, brausende See, weite Hügel und Täler, ruhige Flüsse und stille Seen. So vielfältig und gegensätzlich wie die Natur Skandinaviens ist auch die Musik seiner Komponisten – mal schroff und rauh, dann wieder ganz weich und sanft und mit einem Hauch von Geheimnis und Fremdheit umgeben. Zu Hören gibt es geistliche und weltliche Chormusik aus Skandinavien und dem Baltikum aus dem 19. und 20. Jahrhundert, u.a. von Knut Nystedt, Trond Kverno, Hugo Alfvén und Jaakko Mäntyjärvi. Der coro per resistencia und der Pianist Johannes Zimmermann laden zu einer musikalischen Reise durch Nordeuropa ein – Reisen Sie mit?
Sonntag, 21. Oktober 2012, 19 Uhr
Rudolf-Steiner-Schule Nürtingen, Am Lerchenberg 60-66
Karten können ab sofort auch unter der Mail-Adresse karten@coro-nuertingen.de bestellt werden.